KANONENFIEBER
Statusbericht
Statusbericht
Wir sind erneut ausgerückt. Dieses Mal mit unseren Freunden von Batushka und Uburen. 16 Tage, 16 Shows.
Wie nervenaufreibend es sein kann, mit 23 Mann in einem fahrenden Wespennest unterwegs zu sein, muss ich an dieser Stelle nicht betonen. 3 Norweger, 6 Deutsche, 13 Polen und ein Tunesier. So könnte manch guter Witz anfangen.
Dass diese Tour jedoch kein Witz oder gar witzig ist, hat sich in den letzten Tagen bewiesen. Ein Großteil der Shows ausverkauft, kochende Mengen vor der Bühne, elektrisierte Luft, Schweiß und Ekstase. Ich spreche in meinem und im Namen meiner Mitstreiter, wenn ich sage, dass diese Tage die anstrengendsten Tage sind, die wir jemals erlebt haben.
Wenig bis gar kein Schlaf, ausschließlich Junkfood, zu viel Alkohol und endloses Ein- und Ausladen von tonnenschwerem Musik-Equipment. Merch aufbauen und verkaufen, die Bühnenshow vorbereiten, Instrumente und Technik in Schuss halten und ganz nebenbei auch noch mal auf die Bühne hüpfen und dort das letzte Quäntchen Energie lassen, das in dem gebeuteltem Körper noch vorhanden ist.
Der Lebenstraum eines jeden aufstrebenden Musikers ist es, in einem solchen Nightliner, wie den, den wir momentan unser Heim nennen, auf Tour zu gehen. Aber lasst euch von einem desillusionierten Noise sagen, dass mir das Wort „Komfort“ mittlerweile so fremd vorkommt, wie meine privaten Facebookposts aus dem Jahr 2011.
Hygiene? Wir tragen dieselbe durchgeschwitzte Uniform Tag um Tag. Ich fange bereits an, meine Hose festzuzurren aus Angst, dass diese bald anfängt, von selbst zu laufen. Die Jacken sind starr vor Schweiß und stehen von selbst im Eck. Duschen? Ein Luxusgut. Wäsche waschen? Wann denn bitte?
Um es auf den Punkt zu bringen - WIR STINKEN. Dass es unseren Zuschauern in der ersten Reihe nicht die Nasenhaare wegätzt, ist mir ein Rätsel. Ich habe mich in meinem Leben noch nie so schmutzig gefühlt wie in den letzten 10 Tagen. Der Tourbus gleicht einem Schlachtfeld und ich schlafe zwischen leeren Wasserflaschen auf Augenhöhe mit unzählbar vielen durchgetretenen, durchaus eigenartig riechenden Schuhen. Mein Körper schmerzt vom Scheitel bis zur Sohle, ich bin mit blauen Flecken zugepflastert, habe seit 10 Stunden nichts mehr zu fressen gehabt - aber irgendwie geht es mir trotzdem gut.
Wir kämpfen uns von Show zu Show, von Stadt zu Stadt, von Bühne zu Bühne. Wir stehen das gemeinsam durch. Wir sind ein eingespieltes Team, eine Einheit. Jeder weiß, was er zu tun hat. Jeder verlässt sich zu 100% auf den anderen. Ich habe mich selten Menschen so nah gefühlt. Wir teilen alles. Essen, Bier, Bühne und Emotionen.
Jeden Abend von der Bühne aus in strahlende Gesichter zu blicken, den Chorgesängen der Massen zu lauschen und auf ein Neues, eine energiegeladene Show aus dem Ärmel zu zaubern - das Gefühl ist schwer zu beschreiben.
Ich freue mich über jede einzelne Person im Publikum. Tausende Menschen sind auf dieser Tour zu unseren Konzerten gekommen. Das ist nur schwer zu realisieren. Aber ich bin dankbar. Ihr, so wie ihr vor der Bühne steht, seid es wert, diesen gebrochenen Körper morgen Mittag wieder aus der Koje zu hieven und dem nächsten Kraftakt entgegen zu (Kanonen) fiebern. Wir geben euch alles, was wir haben. Lehnt euch zurück und genießt die Show.
Nächster Stopp: Erfurt.





























